Winter und Frühjahr sind Hochsaison für Erkältungskrankheiten. Über 150 verschiedene Erreger, meist Viren verursachen die Symptome, die uns allen bestens bekannt sind: geschwollene Nasenschleimhäute, Niesen, tropfende Nase, Husten, Halsweh, auch Kopf- und Gliederschmerzen, sowie in ernsten Fällen Fieber.

Üblicherweise wird dann symptomatisch behandelt, da Viren auf Antibiotika nicht ansprechen.

Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, was die indische Naturheilkunde Ayurveda bei Erkältungen empfiehlt. Immerhin stecken an die 3000 Jahre Erfahrung in diesem Medizinsystem, welches sich Ayurvedaärzte in einem 6-jährigen Studium aneignen.

Nach der Ayurveda-Medizin wird eine Infektion von außen beim Menschen nur dann manifest, wenn das Gleichgewicht zwischen Gesundheit und Krankheit gestört ist. Deswegen ist die ayurvedische Therapie für eine Erkältung nicht gegen die Viren oder den Erreger gerichtet, sondern es wird versucht, die gestörte Harmonie  im Verhältnis Gesundheit  - Krankheit des Patienten wieder herzustellen.

Nach der Ayurvedalehre haben  der Mensch und seine Umwelt die gleichen Bausteine. Mensch und Umwelt stehen in ständigem Austausch. Man nimmt durch die Ernährung und  Lebensweise die Eigenschaften von der Natur auf zur Erneuerung der Körpergewebe. Wenn der Austausch optimal ist fühlt man sich wohl. Aber wenn zu viel, zu wenig oder auch falsche Eigenschaften in den Körper aufgenommen werden, verursachen sie Störungen im Körper. Das heißt nicht, dass jeder kleine Fehler gleich zu einer Krankheit führt. Im Anfang versucht der Körper noch auszugleichen. Aber wenn die gleichen Fehler häufig gemacht werden belasten sie den Körper. Dadurch wird die Widerstandskraft des Körpers in Frage gestellt. Die Widerstandskraft (Immunkraft) ist abhängig von unseren harmonischen Körperfunktionen; dazu gehört sowohl der Stoffwechsel des Magen-Darm-Kanals als auch der Gewebestoffwechsel; und auch die Harmonie zwischen Körper und Psyche. Wenn die Erkältung neu aufgetreten ist, werden nun körperliche Schonung, Vermeiden von Kälte und Zugluft und nicht zu trockene Raumluft empfohlen. Häufig ist auch der Hunger und Geschmacksinn beeinträchtigt. Hier rät Ayurveda, auf feste Nahrung zu verzichten und stattdessen reichlich warme Getränke zu sich zu nehmen. Empfohlen wird warmes abgekochtes Wasser mit einer kleinen Scheibe frischen Ingwer oder Zitronensaft und etwas Salz und Rohrzucker.

Ingwer wird in der Ayurveda-Medizin als eine Universalarznei bezeichnet.  Diese Erfahrungstatsache stimmt: neueste Forschung hat die antivirale Eigenschaft der Pflanze (gegen die Rhinoviren) festgestellt.

Auch in der westlichen Medizin ist die Hühnersuppe als Heilmittel bei Erkältungen bekannt. Schon im 12. Jahrhundert beschrieb der jüdische Gelehrte Moshe ben Maimon diese Wirkung, die durch Gewürze wie Koriander, Pfeffer, Thymian, Knoblauch verstärkt wird.

Sie regen den Appetit wieder an, helfen dem Verdauungstrakt, verbessern den Gewebestoffwechsel, und regen die Durchblutung an.

Erkältungtee 1

Ein alter indischer Erkältungstee:

Sie kochen in einem Topf:

1 Tasse Milch

1 Tasse Wasser

1 Messerspitze Gelbwurz (Kurkuma)

2 – 3 Knoblauchzehen

Nelken

½ Teelöffel Süßholz

etwas Rohrzucker

bis die Hälfte der Flüssigkeit verdampft ist. Heute wissen wir, dass Kurkuma und Knoblauch direkt gegen Viren wirksam sind.

Erkältungtee 2

Ein zweiter wohl bekannterer Erkältungstee, der häufig in den Ayurvedabüchern erwähnt wird besteht aus:

¼ Teel. Ingwerpulver

1/8 Teel. Zimt

4 schwarze Pfefferkörner

¼ Teel. Tulasi (Indisches Basilikum)

2-4 Stück Zitronengras

Alle Zutaten in kochendes Wasser; anschließend eine kleine Menge Rohrzucker zugeben. Diesen Tee 2-3mal täglich trinken.

Weißkohl, Rettich, Zwiebeln, Knoblauch und mageres Fleisch sind wichtige und richtige Nahrungsmittel während der Erkältungskrankheit; dagegen soll man schwer verdauliche Nahrungsmittel wie fetthaltige Fleischgerichte, Joghurt, kalte Milch, Eiscreme vermeiden.

Zu Beginn der Krankheit hat man oft einen schweren Kopf, manchmal ist die Nase verstopft, Heiserkeit und ständiges niesen plagen den Patienten. Dann hilft eine warme Gesichtspackung mit Ingwer oder Kalmuspulver. Man soll danach mit Weißkohldampf inhalieren. Genauso hilft auch ein warmes Kirschkernkissen, in den Nacken gelegt, zusammen mit einer Ohrkerzenbehandlung. Durch die warmen Anwendungen lösen sich die kranken Schleimhautzellen im Nasen- und Rachenbereich und die Durchblutung wird gefördert.

Man soll im akuten Stadium möglichst nichts in die Nase tropfen oder sprühen, weil dann die Nasenschleimhaut zusätzlich gereizt werden könnte.

Es werden oft Nasentropfen angewendet. Durch die Nasentropfen werden aber die Nasenschleimhaut -Gefäße verengt; zwar wird der Schnupfen im Augenblick gelindert, aber, wenn man solche Mittel mehr als 3-4 Tagen benutzt, wird die Nasenschleimhaut trocken, dadurch entstehen Risse in der Schleimhaut, es kann zu Nasenblutung und Borkenbildung kommen. Manche Patienten leiden wegen der trockenen Naseschleimhaut an Atembeschwerden; wenn man dann die Nasentropfen weg lässt, verstärkt sich  die Schwellung der Nasenschleimhaut; es kommt jetzt  zu einem medikamentösen Schnupfen!

So beginnt ein Teufelskreis. Dagegen hilft eine Mischung von Kochsalz und Wasser wovon man 1-2 Tropfen in die Nase gibt (100 ml Wasser mit 1 g Kochsalz). Wenn die Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber nicht besser geworden sind, sind eventuell auch besondere Kräuter als Arzneimittel erforderlich. Wenn der Nasenschleim nicht mehr wässrig, sondern eher zähflüssig ist, wird von der Ayurvedamedizin ein besonderes Verfahren, „Nasya“, eine Naseninstillation, angewandt.  Bei dieser Behandlung schnupft der Patient bestimmte Kräuterpulver, z.B. getrocknetes Ingwerpulver, in die Nase ein. Das hilft den zähflüssigen Schleim zu lösen. Zu dieser Behandlung gehört auch eine Massage des Gesichtes, besonders der Stirn, des Nackens, der Brust und Arme bis zu den Händen mit  Öl. Danach wird eine Dampfinhalation gemacht oder auch warme Packungen und Umschläge. Letztendlich werden 1-2 Tropfen eines mit besonderen Kräutern zubereitetes Öl in die Nase langsam eingetropft. Diese Anwendung hilft die Borken sanft zu lösen und gleichzeitig die gesunde Schleimhaut gegen die Austrocknung zu schützen.

Deswegen wird dieses Verfahren auch benutzt, die Anfälligkeit  für Erkältungen herab zu setzen.

Prophylaxe

Die Ayurveda Medizin legt besonderen Wert auf die Prophylaxe. Die prophylaktischen Methoden sind zum einen dazu da, den Körper in einen Zustand bringen oder halten, dass er nicht krank wird, und  zum zweiten, nach der Krankheitsheilung die Harmonie des Körpers wieder herzustellen, um eine erneute Krankheit zu vermeiden.

Zu diesen Zweck wird die „Nasyatherapie“ in etwas veränderter Form angewendet: Das Öl wird mit dem kleinen Finger auf die Nasenschleimhaut aufgetragen (1-2 Tropfen), bevor  man in die Kälte hinaus geht und abends vor dem Schlafen.

Bei immer wieder kehrenden Erkältungskrankheiten sollte ganz spezifisch das Immunsystem der Atemwege unterstützt werden. Dazu wird eine Arznei, der  Pipper longum (langer Pfeffer), kurmäßig verordnet.

Bei diesen Patienten muss auch die Ernährung und die Lebensweise mit in die Therapie einbezogen werden. Es wird nach der  Konstitution (natürliche Neigung des Körpers), der Verdauungskraft, dem Alter, der Lebensweise, etc. gefragt und die nötigen Änderungen dem Patienten empfohlen.

Es werden in den Ayurvedabüchern Verhaltensregeln je nach Jahreszeit beschrieben. Die häufige Beobachtung, dass man, wenn man sich gemäß der Jahreszeit verhält, die Ernährung und die Lebensweise der Natur anpasst, die beste Prophylaxe hat, hat sich immer wieder bewiesen!